Warum wurde dieses Buch geschrieben?

Die unter dem Begriff Informatik zusammengefaßten Technologien haben in den vergangenen dreißig Jahren die industrialisierte Welt verändert wie keine andere Technologie. Roboter ersetzen Menschen an Fließbändern, Automaten Angestellte an Bahn- und Bankschaltern, Compact-Discs ganze Bibliotheken. Dieser Prozeß ist keinesfalls auf seinem Höhepunkt, er wird sich fortsetzen und sogar beschleunigen.

Der geschäftliche Erfolg von vielen großen Unternehmen ist abhängig geworden von der Informatik. Für Automobilhersteller, Banken und Versicherungen, um nur einige zu nennen, ist die effiziente Nutzung der Informatik und damit effizientes Management der Informatik-spezifischen Aufgaben lebenswichtig. Dennoch gibt es nur wenige Unternehmen, in denen Mitarbeiter und Management zufrieden sind mit den Leistungen der Informatik-Abteilungen. Typische Vorwürfe sind: Die Informatik ist zu teuer, Wünsche werden zu langsam und nicht flexibel genug erfüllt, es gibt zu viele Störungen. Vor allem gibt es auf die Frage "Was ist effizientes Management von Informatik-spezifischen Aufgaben?" heute keine anerkannten Antworten oder Standards. Die Literatur zu diesem Thema beschränkt sich stets auf spezifische Aufgabengebiete, wie zum Beispiel Anwendungsentwicklung - obwohl alle Aufgabengebiete voneinander abhängen.

Auf der Basis von mehr als zwanzig Jahren Arbeit auf dem Gebiet der Informatik - davon zehn Jahre in Forschung und Lehre und mehr als zehn Jahre in der Industrie mit zunehmender Managementverantwortung - hoffe ich, das Defizit mit diesem Buch verkleinern zu helfen. Den Schwerpunkt lege ich dabei auf die operativen Aufgaben des Managements. Kommunikative sowie politische Aufgaben, die ich ebenfalls für wichtig halte, werden nur gelegentlich gestreift.

An wen wendet sich dieses Buch?

Dieses Buch wendet sich an alle, die an Fragen des Managements in großen Unternehmen interessiert sind oder damit in Berührung kommen.

Es wendet sich an Studenten, die sich über Informatik-spezifische Arbeitsplätze, deren Aufgaben und die dazu notwendigen Kenntnissen informieren wollen.

Es wendet sich an Mitarbeiter und Führungskräfte in Informatik-Abteilungen, die vorhandene Lösungen kritisch hinterfragen oder über ihr Spezialgebiet hinausblicken möchten, um den Gesamtzusammenhang besser verstehen zu können oder neue Aufgabengebiete kennenzulernen.

Es wendet sich an Hochschullehrer und deren Mitarbeiter, die sich für konkrete Anwendung ihrer Forschungs- bzw. Lehrgebiete interessieren, um neue Impulse aus der Praxis zu erhalten.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Das Buch ist unterteilt nach den wesentlichen Aufgabengebieten des Informatik-Managements, die heute jeder Großanwender zu bewältigen hat. Für jede Aufgabenstellung werden erst die Managementziele und dann die Lösungswege dargestellt. Zu den Managementzielen gehört die Aufzählung der Erfolgsfaktoren, die realisiert werden müssen, um die Ziele zu erreichen. Die Lösungswege schildern und begründen die wesentlichen Konstruktionsmerkmale, aber nicht die Details der Abwicklung der operativen Aufgaben wie z. B. der Anwendungsentwicklung. Dafür gibt es spezielle Lehrbücher. Zusätzlich werden Kennzahlen entwickelt, um das Controlling der Aufgabengebiete zu unterstützen. Für jedes Kapitel bilden die Aufgabengebiete samt Zielen, Erfolgsfaktoren und Controlling-Kennzahlen eine Zusammenfassung. Obwohl die verschiedenen Aufgabengebiete miteinander zusammenhängen, sind die Kapitel 2 bis 6 auch einzeln lesbar.

Was kann dieses Buch?

Für die einzelnen Fragen wird jeweils mindestens eine Lösung aufgezeigt, die dem heutigen "Industriestandard" möglichst nahekommt. Das Buch will nicht in dem Sinne wissenschaftlich sein, daß sämtliche Möglichkeiten dargestellt und bewertet werden. Bei dem heutigen Stand der Informatik wäre dies ohnehin nur eine Momentaufnahme. Zum einen sind selbst klassische Anwendungsgebiete der Informatik wie Betriebssysteme oder Anwendungsentwicklung nur zum geringen Teil theoretisch durchdrungen. Zum anderen verbessern sich die technologischen Möglichkeiten ständig. Es entstehen dadurch laufend neue Anwendungsgebiete vom Performance-Management bis hin zur objektorientierten Software-Entwicklung, über die nur erste Erfahrungen vorliegen.

Wem habe ich zu danken?

Dieses Buch ist entstanden aus der Reflexion meiner Arbeit für die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG (kurz: HYPO-BANK) über mehr als zehn Jahre. Offenheit und Vitalität dieses Unternehmens fordern einen ständigen, unternehmensweiten Dialog über bestehende Strukturen und Vorgehensweisen und führen damit zu einem kontinuierlichen Prozeß der Weiterentwicklung. Zur Förderung des Dialogs werden verschiedenste Aktivitäten unterstützt, vor allem im künstlerischen aber auch im technischen Bereich, selbst wenn sie nicht unmittelbar der Steigerung des Ertrags dienen.

Praktisch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs EDV der HYPO-BANK haben an diesem Buch mitgewirkt. Implizit durch Bereitschaft und Initiative zur Weiterentwicklung bestehender Organisation, explizit durch offene Diskussion von Vorschlägen.

In besonderem Maße gilt das für die Führungskräfte und Mitarbeiter, die konstruktive Beiträge zu meinem Manuskript geliefert haben. Namentlich hervorheben möchte ich dabei Frau Romy Helferich, Frau Maxi Staunau und die Herren Dr. Reiner Knizia, Michael Lödige, Gero Schlör, Stephan Spannagl und Gerhard Winkler, die mich zusätzlich bei meinen Vorlesungen über Informatik-Management an der Technischen Universität München auf vielfältige Weise unterstützt haben.

Die Herren Professor Dr. Ernst Denert, Dr. Thomas Noth und Dr. Johannes Siedersleben haben sich die Mühe gemacht, sich vollständig durch mein holpriges und HYPO-lastiges Manuskript zu kämpfen. Die Herren Dr. Werner Marx, Dr. Bernd Hayler, Georg Osner haben mich bei der Ausarbeitung der Rechtsfragen beraten. Zahlreiche gestalterische und inhaltliche Verbesserungen verdanke ich ihrer konstruktiven Kritik. Ihre Unterstützung hat mich motiviert und ermutigt, das Buch zu veröffentlichen.

Herr Berndt Schramka, Journalist und stellvertretender Leiter der Hamburger Journalistenschule, hat meinen Text von A bis Z überarbeitet. Die Lesbarkeit meines Buches hat sich dadurch signifikant verbessert.

Herr Gerhard Winkler hat mit großer Geduld, Sorgfalt und Initiative mehr als fünfzig Versionen meines Manuskriptes erfaßt und mitgestaltet. Ohne seinen Einsatz wäre das Buch nicht entstanden.

Der Springer-Verlag hat mich durch gute Zusammenarbeit und Vertrauen bei der Gestaltung des Buches unterstützt.

München, im Frühjahr 1994            Karl-Rudolf Moll